Wie können Artefakte von Rhythmusstörungen unterschieden werden?
„Wie kann man Artefakte und Rhythmusstörungen erkennen?
Wir bekommen immer wieder E-Mails und Anrufe im Office, warum die Fehlerquote gewisser Messungen so hoch ist. Handelt es sich um Artefakte oder Herzrhythmusstörungen?. Daher wollen wir von Autonom Health den Unterschied in diesem Blogbeitrag noch einmal genauer erläutern.
Erste Schritte
Die Messung wurde erfolgreich in das Autonom Health Analyseportal hochgeladen und ist bereit, analysiert zu werden. Doch schon auf den ersten Blick sehen wir, dass die Fehlerquote der Messung zu hoch ist.
Was nun? Was sagt die Fehlerquote eigentlich aus? Die Fehlerquote gibt jenen Anteil der Messung an, der unbrauchbar ist. Der Grund können Artefakte, Verlust des Signals oder Herzrhythmusstörungen sein.
Wie finde ich nun heraus, worum es sich handelt? Worauf muss noch geachtet werden?
Erster Hinweis: Im Beispielaccount sind eine Reihe an Beispielmessungen zu diesem Thema zu finden!
Zweiter Hinweis: Im E-Learning Bereich gibt es entsprechende Videos.
Artefakte
Und wie man sie erkennt:
Was sind Artefakte?
Artefakte sind falsche Messdaten, die nicht vom Herzen ausgehen, sondern durch Störungen bei der Signalaufzeichnung und/oder Signalübertragung verursacht werden.
Wie sind Artefakte erkennbar?
Lebensfeuerbild / Spektrogramm: unphysiologisch zu viel an Intensität, Dichte und Höhe; sehr heterogenes Bild; immer wieder auch Detektionen über 0,4 Hz (Bild oben)
Filterleiste: viele gefilterte Bereiche (Bild oben)
Pulskurve: sehr unruhiger Verlauf mit „Spitzen“ und einem unphysiologisch großem Hof, der durchaus einen 5-Minuten Bereich von 40-190 BpM und mehr anzeigen kann (Bild oben)
Scatterplot: zusätzlich zur Torpedo- oder Kometform strichförmige Bereich vom linken unteren Rand ausgehend, die unphysiologisch schnellen Herzfrequenzen im Bereich von über 200 BpM entsprechen würden (Bild links unten)
Histogramm: oftmals am Schnittpunkt von x-y Achse beginnend und von dort weiter verlaufend insgesamt zu breit (Bild unten Mitte)
Tachogramm: unphysiologische Herzraten – vor allem zu schnell – bis zu 230 BpM und mehr unphysiologische Wechsel z.B. von 80 BpM sprunghaft auf über 200 BpM (Bild rechts unten) BpM
Wie kann man Artefakte vermeiden?
Ursachen für Störungen liegen zum Großteil an der Signalübertragung:
Das Gel in der Mitte der Elektroden ist ausgetrocknet, weil die Elektroden zu alt sind oder unsachgemäß gelagert wurden.
Die Elektroden wurden schlampig appliziert, sind locker oder sitzen schlecht.
Die Elektroden haften schlecht aufgrund zu starker Körperbehaarung (Achtung: Brusthaare bei Männern! Hautstelle rasieren oder Elektroden einige Zentimeter versetzt kleben).
Durch Körperlotion ist die Signalübertragung eingeschränkt – Hautstellen sollen fettfrei sein (Achtung bei Frauen!).
Verschrumpelte, verschwitzte oder verrutschte Elektroden verhindern eine saubere Signalübertragung – Elektroden öfters wechseln!
Mechanische Beeinflussungen durch Zug oder Ruck am Kabel oder an den Elektroden verursachen Artefakte.
Rekorder und Kabel sind nicht ordnungsgemäß verbunden oder sogar verkehrt herum angesteckt.
Die Elektroden wurden zu weit auseinander geklebt so dass das Kabel zu sehr gespannt ist.
Das Gerät ist defekt. Trick: eine Selbstmessung bringt Klärung!
Prinzipiell gilt: Je mehr Sorgfalt während der Messung aufgewendet wird, desto geringer ist die Artefaktwahrscheinlichkeit!
Durch wiederholtes Wechseln der Elektroden kann sehr oft – vor allem bei übergewichtigen Menschen oder sehr intensivem Schwitzen – das Auftreten von Artefakten vermieden werden.
Rhythmusstörungen
Und wie man sie erkennt:
Was sind Rhythmusstörungen?
Rhythmusstörungen sind Störungen der Erregungsbildung (z.B. supraventrikuläre oder ventrikuläre Extrasystolen) oder der Erregungsweiterleitung (z.B. Artrioventrikularblock) des Herzens. Klinisch gefährlich sind sehr schnelle Störungen, da sie zu Kammerflattern und letztlich Kammerflimmern führen können und besonders langsame, die zu einer Minderdurchblutung des Gehirns führen können – in letzter Konsequenz eine Indikation für Herzschrittmacher.
Eine Sonderform stellt das so genannte Vorhofflimmern dar, bei dem die Erregungsbildung nicht vom Sinusknoten, sondern von anderen Arealen im Vorhof ausgeht.
Wie sind Rhythmusstörungen erkennbar?
Lebensfeuer / Spektrogramm: zu intensives, zu dichtes und zu hohes Lebensfeuer. Homogener und „schöner“ als bei Artefakten (Bild oben)
Filterleiste: entsprechende Filterung der betroffenen Areale (Bild oben)
Pulskurve: alters- und tätigkeitsentsprechend zu breiter Hof, keine extremen „Zacken“ wie bei Artefakten (Bild oben)
Scatterplot: zu große Streuung bzw. „Archipele“ als Zeichen der regelmäßig auftretender Abweichungen (Bild links unten)
Histogramm: zu große Verteilung auf der x-Achse (Bild Mitte unten)
Tachogramm: „ästhetisches Bild“; regelmäßig wiederkehrende Abweichungen innerhalb der physiologischen Grenzen, z.B. ausgehend von einer mittleren HR von BpM 48 wird unterbrochen von einem Extraschlag mit BpM 75 und gefolgt von BpM 36 im Sinn einer sogenannten „kompensatorischen Pause“ (Bild rechts unten)
Was ist bei Rhythmusstörungen zu tun?
Eine Abklärung beim Internisten / Kardiologen ist angezeigt, wenn
Rhythmusstörungen gehäuft auftreten,
mit „Herzstolpern“ oder anderen Symptomen verbunden sind,
von Leistungseinbußen ungeklärter Ursache berichtet wird,
Schwindel bzw. Ohnmachtsanfälle auftreten
wenn besonders schnelle, salvenartige Störungen
oder besonders langsame im Bereich von 30 BpM aufscheinen.
Das Bild eines passageren oder permanenten Vorhofflimmerns (siehe Beispielaccount) sollte klar sein. Wenn dies dem Gemessenen nicht bekannt ist, schicken Sie ihn zur baldigen Vorstellung beim Arzt zur Schlaganfallprophylaxe.
Bei weiteren Fragen zu Artefakten und Herzrhythmusstörungen stehen Ihnen unsere Professionals und Partner sowohl im Coaching als auch direkt in der Community zur Verfügung.