HRV in der Wissenschaft: Depression verändert die autonome kardiale Funktion und HRV bereits bei Kindern und Jugendlichen
Depressionen gehören weltweit zu den häufigsten und beeinträchtigenden psychiatrischen Erkrankungen. Sie haben eine hohe Komorbidität mit anderen psychiatrischen Erkrankungen wie Angststörungen. Gleichzeitig wird bereits seit längerem ein Zusammenhang mit Herzerkrankungen beobachtet. Bei Erwachsenen ist eine Assoziation zwischen Depressionen und autonomer kardialer Funktion wiederholt beschrieben worden. Daten von Kindern und Jugendlichen liegen aber kaum vor. Die autonome kardiale Funktion kann u.a. durch Messung der HRV – Herzratenvariabilität erfasst werden.
„So ist bei Depressionen …. eine reduzierte HRV erkennbar. Sie äußert sich in einer erhöhten sympathischen Kontrolle der HRV und einem reduzierten vagalen Tonus.“
(Auszug aus „Herzratenvariabilität – das HRV-Praxis-Lehrbuch“ von A. Lohninger, 2021).
Mean Heart Rate and Parameters of Heart Rate Variability in Depressive Children and the Effects of Antidepressant Medication – Mittlere Herzfrequenz und Parameter der Herzfrequenzvariabilität bei depressiven Kindern und die Auswirkungen von Antidepressiva
Vloet et al. (2019) untersuchten 43 Kinder und Jugendliche im Alter von 9-17 Jahren in einer explorativen Querschnittsuntersuchung mittels Langzeit-EKG-Messungen. Die Stichprobe bestand aus 23 Kindern mit der Diagnose einer depressiven Störung, 11 davon wurden mit Antidepressiva behandelt. Die gesunde Kontrollgruppe bestand aus 20 Kindern.
Methodik: Mittels Langzeit-EKG wurden die mittlere Herzrate (HR) und verschiedene Parameter der Herzratenvariabilität (HRV) erhoben. Zusätzlich mussten die Kinder diverse psychologische Fragebögen, u.a. zur Erfassung depressiver Symptome, ausfüllen. Es wurde geprüft, ob eine erhöhte HR und reduzierte HRV mit depressiven Störungen assoziiert sind. Zudem wurde der Einfluss von Alter, Geschlecht und antidepressiver Medikation auf HR und HRV bestimmt.
Ergebnis: Unter Berücksichtigung des Einflusses von Geschlecht und Alter war die Herzrate in der klinischen Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant erhöht. Die explorativen Daten deuten allerdings an, dass dies nicht für medizierte Patienten galt. Keine signifikanten Gruppenunterschiede wurden im Hinblick auf Parameter der HRV gefunden. In der Gesamtgruppe bestand keine signifikante Korrelation zwischen Schweregrad einer Depression und HR bzw. HRV. In der Subgruppe der depressiven Kinder und Jugendlichen war die Medikation mit einer reduzierten HR und erhöhten HRV-Indizes assoziiert.
Conclusio: Unter Berücksichtigung des Einflusses von Geschlecht und Alter war die Herzrate in der klinischen Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant erhöht. Die explorativen Daten deuten allerdings an, dass dies nicht für medizierte Patienten galt. Keine signifikanten Gruppenunterschiede wurden im Hinblick auf Parameter der HRV gefunden. In der Gesamtgruppe bestand keine signifikante Korrelation zwischen Schweregrad einer Depression und HR bzw. HRV. In der Subgruppe der depressiven Kinder und Jugendlichen war die Medikation mit einer reduzierten HR und erhöhten HRV-Indizes assoziiert.
Übersetzung der Texte aus dem Englischen ins Deutsche durch Autonom Health.
Quelle:
Vloet, T., Jans, T., Frey, A., Häußler, M., Vloet, A., Geissler, J., Suswind, M., Dobschütz, B., Frantz, S., Romanos, M. (2019). Mean Heart Rate and Parameters of Heart Rate Variability in Depressive Children and the Effects of Antidepressant Medication Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und PsychotherapieVol. 47, No. 3. https://doi.org/10.1024/1422-4917/a000672