Welchen Effekt haben Luftschadstoffe im Winter auf die HRV?
Der Winter ist für die meisten von uns eine idyllische Jahreszeit , in der man gemütlich Schi fahren oder bloß in der Natur die Schneeflocken und die frische Luft genießen kann. Viele haben die Idylle direkt vor der Haustür, andere sind in Großstädten zuhause. Oft wird das Fahrrad aus dem Sommer gegen das Auto im Winter getauscht. Durch die erhöhte Anzahl an Autos im Straßenverkehr kommt es zu einer vermehrten Freisetzung von Schadstoffen, die wir an der vermeintlich „frischen“ Luft einatmen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Freisetzung der Luftschadstoffe im Winter einen verstärkt negativen Effekt auf die Herzratenvariabilität hat.
Der Zusammenhang zwischen Luftschadstoffen und Herzratenvariabilität
Tobaldini und KollegInnen von der Universität in Mailand beschäftigten sich mit Feinstaubemissionen im Winter und ihrem Einfluss auf die HRV (2017). Der Effekt schädlicher Partikel auf die HRV und kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität ist schon längst bekannt. Bisherige Studien setzten sich kaum mit dem Einfluss der Feinstaubemissionen auf die sympathische und parasympathische Kontrolle des Herzschlags auseinander.
Methode
Die randomisierte cross-over Studie wurde an 12 gesunden Probanden durchgeführt, die zwei Arten von Raumluft einatmeten. Im ersten Teil des Experiments atmeten die Probanden filtrierte Raumluft ein, die keine Schadstoffe enthielt. Im zweiten Teil des Experiments wurde die filtrierte Raumluft mit Schadstoffen verschiedener Partikeldurchmesser vermischt. Die Schadstoffkonzentrationen entsprachen denen, die an einem schadstoffbelasteten Wintertag in Mailand zu messen sind. Blutabnahme zwecks Genanalyse sowie HRV- und Sauerstoffsättigungsanalysen wurden vor-, während und 2 Stunden nach der Exposition gemessen.
Die Forscher erhöhten die Luftkonzentrationen der Schadstoffe konsekutiv und untersuchten dabei die zwei Schenkel des autonomen Nervensystems und die dazu passenden Parameter der HRV (Total Power, VLF, LF, HF). Mittels mathematischer Berechnungen wurden die Wechselwirkungen zwischen den beiden Anteilen des ANS ausgeschlossen.
Ergebnisse
Die Probanden wiesen in der Luftschadstoff-Gruppe deutlich reduzierte Werte des 2UV%, einem Index der parasympathischen Modulation, auf (14% vs 9%, p=0.0309). Nach der Genanalyse zeigte sich eine erhöhte Methylierung des pro-entzündlichen Interferon- γ Gens bei Probanden dieser Gruppe. In einer separaten Mixed-Model Analyse wurde eine positive Korrelation zwischen dem Durchmesser der Schadstoffpartikel und Methylierung des IFN- γ Gens gefunden.
Eine Reduzierung des Parasympathikus, hervorgerufen durch eine hohe Konzentration von Feinstaub, wird mittels HRV sichtbar wird, ohne dass eine Veränderung der sympathischen Kontrolle auftritt.
Praktische Relevanz
Die HRV wird in Forschungen zunehmend eingesetzt. Ihre Zuverlässigkeit als reliables und non-invasives Tool zeigt sich in der Erfassung der autonomen kardiovaskulären Kontrolle bei Gesundheit und Krankheit.
Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen das Modell der „sieben Säulen der Gesundheit“ (nachzulesen in „Einfach Gesund – Anleitung zur artgerechten Haltung von Menschen, A. Lohninger 2017). Eine dieser sieben Säule stellt die Bewegung an der frischen Luft dar.
Es kommt also nicht nur darauf an, dass man an die frische Luft geht, sondern auch wo. In einer Großstadt mit viel Autoverkehr kann sich das langfristig negativ auf die Herzratenvariabilität auswirken. Fahren Sie daher vor allem in den Wintermonaten in den Wald oder Natur, um sich dort zu erholen.
Und wie sieht Ihr Lebensfeuer aus?
Testen Sie doch einfach einmal mit der HRV, wie sich Ihr autonomes Nervensystem verhält. Mehr Informationen zur Nutzung der HRV finden Sie unter https://www.autonomhealth.com/fuer-mich/.
TOBALDINI, E., BOLLATI, V., PRADO, M., FIORELLI, E. M., PECIS, M., BISSOLOTTI, G., ALBETTI, B., CANTONE, L., FAVERO, C., COGLIATI, C., CARRER, P., BACCARELLI, A., BERTAZZI, P. A. & MONTANO, N. 2017. Acute particulate matter affects cardiovascular autonomic modulation and IFN-gamma methylation in healthy volunteers. Environ Res, 161, 97-103.