Mythos Wetterfühligkeit
Viele Menschen sind nach eigener Aussage wetterfühlig.
Und auch schon die Römer wussten: Wetterumschwünge schlagen auf die Gesundheit!
Trotzdem ist die Theorie rund um das Phänomen „Wetterfühligkeit“ umstritten. Gibt es sie oder gibt es sie nicht?
Doch was ist Wetterfühligkeit?
Wetterfühligkeit ist dadurch gekennzeichnet, dass das vegetative Nervensystem eine reduzierte Reizschwelle aufweist. Der Betroffene nimmt körperliche Reaktionen auf Klimaveränderungen (Hitze, Kälte, Wind, Schwüle) verstärkt wahr und fühlt sich dadurch müde, reizbar, unkonzentriert oder deprimiert. Typische Anzeichen sind Kopfdruck oder Kopfschmerzen, Schwindel und Schlafstörungen. Ukrainische Wissenschaftler haben bereits in Versuchen gezeigt, dass diese Schwankungen unter anderem Herzfrequenz, Körpertemperatur und Blutdruck beeinflussen könnten.
Forscher der Medizin-Meteorologie meinen, dass es sich bei der Wetterfühligkeit ursprünglich um einen unter Umständen lebenserhaltenden Mechanismus gehandelt haben könnte: nämlich einen Schutzreflex, der Menschen (und Tiere, die auch auf das Wetter reagieren) bei Wetterwechseln rechtzeitig warnte.
Fest steht, dass es sich bei Wetterfühligkeit um eine Befindlichkeitsstörung handelt. Frauen und ältere Personen sind davon häufiger betroffen. Gefördert wird die Wetterfühligkeit unter anderem auch durch eine hektische Lebensweise, ungesunde Ernährung, Stress oder starke Anspannung. Wetterfühligkeit führt zu einem reduzierten Allgemeinbefinden, einer reduzierten Leistungsfähigkeit und gedrückter Stimmung. Körperliche Ursachen sind nicht vorhanden.
Biotropie des Wetters
Insbesondere die kurzfristigen Änderungen im Wetterablauf sind ein Stressor für den Organismus, da sie eine Anpassung verlangen; man spricht von der Biotropie des Wetters. Darunter ist die Wirkung aller das Wetter charakterisierenden, meteorologischen Elemente als Reizkombination auf den menschlichen Organismus zu verstehen.
Wetterfühligkeit ist nicht Wetterempfindlichkeit
Wichtig ist in diesem Zusammenhang allerdings die Unterscheidung zwischen Wetterfühligkeit und Wetterempfindlichkeit. Wer auf Temperaturschwankungen eher subjektiv und unspezifisch reagiert, ist wetterfühlig.
Wetterempfindlich sind dagegen Menschen, die bereits Vorerkrankungen haben und auf das Wetter reagieren. Dazu zählten zum Beispiel Herz- oder Lungenerkrankungen sowie sehr schwacher oder ungewöhnlich hoher Blutdruck. Diese Vorerkrankungen können durch verschiedene Wetterprozesse verstärkt werden.
Studienlage
Laut einer Studie der Münchner Universitätsklinik und des Instituts für Demoskopie Allensbach von 2002 bezeichnen sich 54 Prozent aller Deutschen als wetterfühlig. Die subjektive Wetterfühligkeit der Menschen sei zwar belegt. In einer Studie wurden Menschen, die sich als wetterfühlig bezeichnen, dazu aufgefordert, Tagebuch über ihre Beschwerden zu führen. Das Ergebnis: „Für zwei Drittel der Teilnehmer zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen den subjektiven Beschwerden und den Messungen meteorologischer Parameter.“ Ein eindeutiger objektiver Beweis fehle jedoch bislang. Weniger das Wetter, sondern eher die persönliche Verfassung beeinflusse das Wohlbefinden maßgeblich.
Jeder Zweite sieht laut einer Umfrage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) einen Zusammenhang zwischen der Wetterlage und der eigenen Gesundheit, mehr Frauen (57 Prozent) als Männer (42 Prozent), mehr Ältere als Jüngere. Für die Betroffenen sind die Beschwerden real. Wissenschaftler aber rätseln: Welche Wirkmechanismen gibt es wirklich zwischen Witterung und Gesundheit?
Mehrere Forscher sind sich heute zudem einig, dass Wetterfühligkeit oft mehr mit psychologischen Effekten als mit dem Wetter zu tun hat. Zum Beispiel mit dem Nocebo-Effekt: „Wenn Biowetter-Prognosen den Menschen einreden, dass sie bei Kälte Gelenkschmerzen bekommen, dann werden diese Personen die prognostizierten Beschwerden auch haben. Das ist ein sich selbst erhaltendes System.“ Das bedeutet: Die Überzeugung, dass eine bestimmte Wetterlage Beschwerden auslöst oder verstärkt, führt am Ende zu einem tatsächlichen Auftreten erwarteter Beschwerden. Es tritt also das Gegenteil eines Placebo-Effekts ein. (Der Placebo-Effekt besagt, dass allein durch die Verabreichung einer Arznei und den Glauben daran, sie würde helfen, positive Wirkungen entstehen.)
Diagnose
Wenn Sie Ihre Wetterfühligkeit stark belastet, sollten Sie sich Ihrem Arzt anvertrauen. Im Rahmen einer gründlichen Untersuchung und eines Beratungsgespräches kann er Ihnen einen Rat geben und Ihnen, je nach Schweregrad der Symptome, eventuell mit Medikamenten über besonders unangenehme Situationen hinweghelfen.
- Führen Sie Tagebuch und finden Sie heraus, welches Wetter Sie krank macht. Berücksichtigen Sie alle auftretenden Beschwerden.
- Ernähren Sie sich ausgeglichen und vielseitig. Übergewicht fördert übrigens die Wetterbeschwerden.
- Wechselduschen, Saunagänge und regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft unterstützen die Fähigkeit des Körpers auf Wetterreize reagieren zu können.
- Meiden Sie Alkohol, Nikotin und Medikamente, da diese einen Einfluss auf das vegetative Nervensystem haben.
- Ausdauersportarten wie Walking, Joggen, Radfahren oder Schwimmen fördert das allgemeine Wohlbefinden und härten den Körper ab. Doch auch die Gartenarbeit kann hilfreich sein. Doch bitte als Prävention und nicht erst dann, wenn die Beschwerden beginnen.
Unsere Psyche wirkt auf das, was wir als Wetterfühligkeit bezeichnen, ein. Ein belastetes Gemüt kann viele Beschwerden, die einer Wetterfühligkeit zugeschrieben werden verstärken. Im Gegenzug bedeutet das aber auch, dass seelisches und körperliches Gleichgewicht unser Wetterempfinden positiv beeinflussen und uns widerstandsfähiger gegenüber den Launen des Wetters machen kann
Nutzung der Herzratenvariabilität by Autonom Health
Haben Sie sich in den Beschreibungen wiedererkannt? Dann nutzen Sie My Autonom Health, um zu sehen, ob sich die Wetterfühligkeit auch in Ihrem vegetativen Nervensystem widerspiegelt. Messen Sie, wenn Sie sich fit und vital fühlen und vergleichen Sie Ihre Messungen, wenn Sie wetterfühlig sind! So lernen Sie Ihre Ressourcen im Alltag kennen, die Ihnen über die unangenehmen Situationen weghelfen können.
Die folgenden beiden HRV-Messungen zeigen deutlich, wie sich Wetterfühligkeit auf das vegetative Nervensystem auswirken kann. Bei der ersten Messung gab es einen Wetterumbruch mit einem plötzlichen Temperaturunterschied von mehr als 10 Grad und einen Wechsel von Sonne zu Regen.
Bereits in den Tagen zuvor merkte die Gemessene (29), dass sich ihr Wohlbefinden veränderte. Schlafprobleme und Migräne waren deutliche Anzeichen dafür. In der HRV-Messung sieht man das Wegbrechen des VLF und LF-Bereichs als Zeichen für Erschöpfung.
Die 10 Gesundheits- und Lebensstilfaktoren liegen im mittleren Bereich. Das biologische Alter liegt 3 Jahre über dem kalendarischen. Power Naps, Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training sind nur ein paar der Empfehlungen.
Bei der zweiten Messung, lediglich einen Tag später, sah das Ergebnis deutlich anders aus. Das Wetter hatte sich bei zwar niedrigen Temperaturen eingependelt, doch waren keine groben Wetterumbrüche mehr geplant.
Obwohl das Feuer immer noch dichter, höher und bunter sein kann, sieht man eine deutliche Verbesserung.
Die RSA im Schlaf ist ausgeprägter und führt dazu, dass sich die Gemessene am frühen Morgen deutlich erholter fühlt. Auch der dichte LF-Bereich um 0,1 Hz zeigt eine erhöhte Leistungsfähigkeit.
Der VLF-Bereich ist fast durchgehend vorhanden und zeigt, dass die Erschöpfungstendenzen abgenommen haben.
Und auch in den 10 Gesundheits- und Lebensstilfaktoren zeigt sich das verbesserte Wohlbefinden. Fast alle Werte sind nun im grünen Bereich und das biologische Alter ist um 8 Jahre gesunken
Links:
https://www.welt.de/gesundheit/article12444702/Forscher-haelt-Wetterfuehligkeit-fuer-einen-Mythos.html (abgerufen am 26.09.2017)
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2016/05/gesundheit-wetter-migraene-gelenkschmerzen-wetterfuehligkeit-ausreden (abgerufen am 26.09.2017)
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