Bipolare Störung & HRV
Bipolare Störung und Herzratenvariabilität (HRV)
Egal ob gehobene oder gedrückte Stimmung, die HRV bleibt reduziert
Die Ergebnisse der neuesten Metaanalyse des Rigshospitalet-Krankenhauses aus Kopenhagen geben Hinweise darauf, dass die HRV während depressiver und manischer Phasen im Rahmen einer bipolaren Störung signifikant reduziert ist.
Bipolare Störung – Was ist das?
Eine bipolare affektive Störung ist gekennzeichnet durch einen Wechsel zwischen manischen und depressiven Phasen. Manische Episoden zeichnen sich durch Überaktivität, vermindertes Schlafbedürfnis, hemmungsloses Verhalten oder überzogene Selbsteinschätzung aus. Anzeichen depressiver Episoden sind eine gedrückte Stimmung, Schuldgefühle und Freud- und Lustlosigkeit. Die Diagnose wird dann gestellt, wenn mindestens zwei Episoden vorhanden sind, in denen Stimmung und Aktivierungsniveau des Betroffenen deutlich gestört sind.
Bisherige Forschungen
Bisherige Forschungen aus dem psychiatrischen Bereich legten den Verdacht nahe, dass die HRV bei Personen mit bipolarer Störung im Vergleich zu Gesunden signifikant reduziert ist. Allerdings gab es bisher keine systematische Übersichtsarbeit, die die Veränderungen der HRV bei bipolaren Probanden untersuchte. Faurholt-Jepsen, Vedel Kessing und Munkholm (2017) vom psychiatrischen Zentrum des Ringshospitalet Krankenhauses der Universität Kopenhagen untersuchten die HRV bei bipolaren Personen und verglichen sie mit der HRV depressiver und schizophrener Personen.
Heart rate variability in bipolar disorder
Die dänische Übersichtsarbeit inkludierte aus 15 weltweiten Studien HRV-Messungen von 2534 Patienten. 572 davon waren Patienten mit bipolarer Störung. Von den anderen 1962 Patienten waren 1183 Patienten gesund. Die restlichen Personen hatten entweder eine Schizophrenie oder eine Depression als Grunderkrankung. Es wurden verschiedene Parameter der HRV wie LF, HF und das LF/HF-Verhältnis untersucht. Die ForscherInnen untersuchten die Hypothese, dass bipolare Störungen ungeachtet des momentanen affektiven Zustandes mit einer niedrigeren HRV verbunden sind.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigten, dass bipolare Personen im Vergleich zu den Gesunden sowohl niedrigere LF-Werte als auch eine reduzierte Gesamt-HRV aufweisen. Dieser Effekt war unabhängig von der affektiven Lage der bipolaren Probanden.
Weil die Heterogenität der Patientendaten in der bipolaren Gruppe erhöht war, eliminierten die Forscher jeweils eine Studie bei der Analyse der HF- und LF/HF-Werte. Danach wurden statistisch signifikante Ergebnisse im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe erzielt. Der HF-Wert war bei dieser Gruppe von Probanden reduziert, während das LF/HF-Verhältnis statistisch betrachtet signifikant höher war.
In einer zweiten Analyse verglichen die ForscherInnen die Ergebnisse der HRV Analysen bei bipolaren Personen mit jenen schizophrener und depressiver Probanden.
Beim Vergleich im Bereich der Depressionen, wurden bei Personen mit bipolarer Störung keine Unterschiede in der gesamten HRV sowie beim LF/HF-Verhältnis festgestellt. Jedoch hatten diese Personen unabhängig von der aktuellen affektiven Lage (manisch, depressiv, euthym) niedrigere HF-Werte.
Beim Vergleich zwischen bipolarer Störung und Schizophrenie wurden keine Unterschiede hinsichtlich der Gesamt-HRV festgestellt. Ähnlich den ersten beiden Analysen wurden reduzierte HF-Werte bei der Gruppe mit bipolarer Störung beobachtet. LF-Werte waren in beiden Patientgruppen ähnlich. Das LF/HF-Verhältnis hatte eine hohe Heterogenität der Daten, weshalb kein signifikanter Unterschied feststellbar war.
Fazit
Wie in der Studie angenommen, wiesen bipolare Personen eine signifikant reduzierte Gesamt-HRV im Vergleich zu gesunden Probanden, aber auch im Vergleich zu Patienten mit unipolarer Depression oder Schizophrenie auf. Dieser Effekt war unabhängig von der aktuellen affektiven Lage. Einen ähnlichen Effekt zeigten auch die LF-Werte, während der Effekt der HF-Werte und das LF/HF-Verhältnis aufgrund der hohen Heterogenität nicht robust war.
Das Potenzial der HRV als Marker dieser Erkrankung ist immer noch nicht ganz geklärt und bedarf weiterer Forschung insbesondere in Hinsicht auf die jetzige affektive Lage des Erkrankten. Dennoch bietet diese Studie Hinweise dafür, dass die HRV als ein simpler und einfach zu messender Marker in der Zukunft dienen könnte.
Mehr zur HRV by Autonom Health.
FAURHOLT-JEPSEN, M., KESSING, L. V. & MUNKHOLM, K. 2017. Heart rate variability in bipolar disorder: A systematic review and meta-analysis. Neurosci Biobehav Rev, 73, 68-80.